Optimierung eines C9

Seit längerem spielte ich mit dem Gedanken, mein C9 etwas zu optimieren. Ziel war es, durch Einsatz von Lüftern die Auskühlzeit zu reduzieren und die Effekte von Tubus-Seeing zu reduzieren. Zusätzlich sollte durch den Einsatz von Velour die Schwärzung relevanter Bauteile optimiert und damit potentiell das Kontrastverhalten verbessert werden.

Was die Verwendung von Lüftern in geschlossenen Teleskopen angeht, gibt es Duzende Philosophien. Ich habe mich letztlich dazu entschieden, das Auskühlen des Hauptspiegels durch 3 blasend eingebaute 60mm Lüfter hinter dem Hauptspiegel zu unterstützen.

Um das Tubusseeing zu reduzieren, habe ich den Ansatz gewählt auf Höhe der Hauptspiegel-Oberfläche 2 blasende 40mm Lüfter an der Tubuswand im Winkel von 120 Grad versetzt einzubauen und zusätzlich "gegenüber" eine Öffnung, die ein Entweichen der Luft zuläßt. Sowohl die Lüfter als auch die Austrittsöffnung mußten mit einer "Lichtfalle" versehen werden, um zu verhindern, daß seitlich Streulicht auf den Hauptspiegel fällt.

Im folgenden habe ich an Hand einiger Bilder das Vorgehen dokumentiert.

 

Zuerst wurde das C9 komplett zerlegt, was relativ einfach vonstatten geht. Wichtig hierbei ist es, daß man entsprechende Markierungen anbringt, um sicherzustellen, daß man später alle Teile in exakt der gleichen Orientierung wieder zusammenbaut. Dies ist wichtig, da die Schmidt-Platte in einem ganz bestimmten Winkel zum Hauptspiegel eingebaut werden muß.

 

Im CAD-Programm habe ich eine Bohrschablone für die Lüfter angefertigt, ausgedruckt, auf der Hauptspiegelzelle fixiert und mittels Körner die Sollpositionen der Bohrlöcher angekörnt. Dies hat sich bestens bewährt, um präzise Bohrungen setzen zu können.

 

 

Um die Löcher in die Hauptspiegelzelle zu bohren, mußte ich erstmal die Ständerbohrmaschine umbauen. Leider habe ich es nicht geschafft, das Blendrohr von der Hauptspiegelzelle zu lösen, daher mußte ich beim Bohren etwas improvisieren.

 

Für die Lüfterbefestigung habe ich M3er Gewindebohrungen angebracht und ein zentrales 6mm Loch als Führung für den Kernlochbohrer.

 

Ungeschickterweise habe ich eines der 6mm Führungslöcher falsch gesetzt und erst während des Kernlochbohrens den Fehler bemerkt (man sollte sowas einfach nicht nach einem langen Arbeitstag tun). Zum Glück war die Bohrung erst ca. 1mm tief, aber die Spiegelzelle hatte einen sehr unhübschen Macken. Nachdem der erste Ärger über mich selbst verflogen war, habe ich beschlossen, die Spiegelzelle komplett abzuschleifen und neu Pulver zu beschichten. Hier der Anblick nach Abschleifen der Rückwand ...

 

... und hier die vollständig von Farbe befreite Spiegelzelle.

 

Um das Pulverbeschichten vorzubereiten, mußte das Blendrohr komplett abgeklebt und eine passende Haltevorrichtung für den Backofen angefertigt werden.

 

Das Pulverbeschichten hat prima funktioniert und das Ergebnis war wieder deutlich ansehnlicher als zuvor (die Riefe ist zwar natürlich immer noch da, aber fällt kaum noch auf).

 

Im nächsten Schritt ging es an die Bohrungen für die Querbelüftung des Tubus. Um den dünnen Blechtubus des C9 nicht zu verbiegen, habe ich aus Multiplex 4 Kreissegmente ausgefräst und miteinander verleimt, die exakt den Innenradius des Tubus besitzen und als Widerlager beim Bohren dienen sollten.

 

Das Bohren der Löcher für die 40mm Lüfter im Tubus ging dann relativ problemlos, wenn auch mal wieder ein Umbau der Ständerbohrmaschine erforderlich war (ich mußte sie nun direkt in die Werkbank verschrauben).

 

Hier sieht man die Multiplex-Bohrunterlage.

 

Auf der CNC-Fräse habe ich dann ein paar Lüftergitter aus CfK und Adapterplatten aus Multiplex gefräst. Die Adapterplatten besitzen auf einer Seite eine Wölbung, die genau der Wölbung des C9-Tubus entspricht. Aus einem Filter für Dunstabzugshauben habe ich zusätzlich Lüfterfilter geschnitten, die ich letztlich aber nur bei den rückseitigen Lüftern verwendet habe.

 

Ebenfalls auf der CNC-Fräse entstanden 3 "Lichtfallen", die bei der Querbelüftung verhindern, daß Streulicht in den Tubus einfallen kann. Diese habe ich aus POM gefräst, einem Kunststoff, der sich hervorragend spanend bearbeiten läßt.

 

Zuguterletzt habe ich den Tubus, das Blendrohr und die Sekundär-Spiegelzelle mit Velour ausgekleidet und alles wieder zusammengebaut.

Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus: